Viel erreicht für Bachmuschel und Libellen – Biodiversitätsprojekt endet nach fünf Jahren

Die Bachmuschel ist in Deutschland und in Bayern vom Aussterben bedroht. Etwa 150 der schätzungsweise 240 Bachmuschel-Vorkommen Deutschlands befinden sich in Bayern, konzentriert in Schwaben. Der Landkreis Unterallgäu beherbergt die meisten bachmuschelführenden Gewässer Schwabens, ferner eine der neun Populationen mit über 10.000 Individuen.

Aufgrund seines Wasserreichtums bietet das Unterallgäu Lebensräume für eine Vielzahl von Libellenarten. Von den 81 Arten Deutschlands und den 74 Arten Bayerns können gegenwärtig 48 Arten im Landkreis Unterallgäu nachgewiesen werden, unter anderem die vom Aussterben bedrohte Helm-Azurjungfer.

Um die Bestände dieser Arten im Unterallgäu nachhaltig zu sichern und die bestehenden Populationen untereinander zu vernetzen, wurde das Biodiversitäts-Projekt „Bachmuschel- und Libellen-Bäche im Landkreis Unterallgäu“ von November 2014 bis Dezember 2019 unter der Leitung von Dr. Michael Schneider durchgeführt und von den Projektträgern Landschaftspflegeverband Unterallgäu und Bund Naturschutz Bayern, dem Landkreis Unterallgäu sowie größtenteils vom Bayerischen Naturschutzfonds finanziert.

Die Projektziele wurden durch Maßnahmen an Gewässern, Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung, Kartierung der Bestände sowie Aufbau und Pflege eines Netzwerks von Vertretern der Behörden, Gemeinden, Naturschutzverbänden, ehrenamtlichen Betreuern und Landwirten umgesetzt. Bei regelmäßigen Begehungen und Treffen mit allen Beteiligten wurden die fachgerechte Vorgehensweise vermittelt und konstruktive Dialoge geführt. Eine tragende Säule des Projektes war ein Netzwerk von über 20 ehrenamtlichen Bachmuschel- und Libellenbetreuern an den Gewässern vor Ort.

Durch die Entwicklung geeigneter Maßnahmen wie Ufermahd konnten die Lebensräume der Zielarten optimiert, Beeinträchtigungen verringert, der Erhaltungszustand der Populationen verbessert sowie das bestehende Gewässernetzwerk zu einem Biotopverbund zur Ausbreitung der Zielarten verbunden werden. Im Projektzeitraum wurden vier neue Vorkommen der Bachmuschel und etwa ein halbes Dutzend der Helm-Azurjungfer entdeckt. Die Bestände im Landkreis sind stabil, lediglich im Falchengraben bei Erkheim hat die Zahl der Bachmuscheln auf Grund eines ungeklärten Massensterbens stark abgenommen.

Die naturschutzfachliche Bedeutung der Zielarten sowie ihrer Lebensräume wurde einer breiten Öffentlichkeit unter anderem durch zahlreiche Berichte in den Medien, Vorträge, Exkursionen, Infomaterial und bei jährlichen Bachmuscheltagen vermittelt. Der Geocache „Bachmuschel-Safari“, die App „Draußen… in Kettershausen“ und die Internetauftritte www.bachmuschel.de und www.azurjungfer.de bieten Interessantes zur Biologie und zum Schutz der Zielarten.

Auch nach Projektende werden weiterhin Bemühungen erforderlich sein, um eine Ausbreitung der Populationen zu erzielen. Deshalb werden Untere Naturschutzbehörde, Libellen- und Bachmuschelbetreuer sowie Landschaftspflegeverband Bachmuscheltage, Pflegemaßnahmen und Betreuung der Libellen- und Bachmuschelgewässer fortführen.

Das Projekt wurde im Juni 2019 als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Die Würdigung nahm Landrat Hans-Joachim Weirather vor. Die Auszeichnung wird an vorbildliche Projekte verliehen, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland einsetzen.